Villen in Heringsdorf - ein Rundgang mit bewegter Geschichte

Villen in Heringsdorf - Ein Rundgang

Die ineinander übergehenden Usedomer Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck bilden gemeinsam eine in Europa einmalige etwa acht Kilometer lange Strandpromenade. Die für die Ostseeinsel Usedom typische mondäne ursprüngliche Bausubstanz blieb überwiegend erhalten und wurde in den letzten Jahrzehnten liebevoll und aufwendig restauriert.

Viele Villen enstanden im charakteristischen Baustil der „Bäderarchitektur“, dieser wurde erstmals im 1793 gegründeten Seebad Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostseeküste angewendet.Die prägende Zeit für die Bäderarchitektur reichte von 1793 bis 1918. Besonders während der Gründerzeit entstanden viele Villen in diesem Stil an den deutschen Küsten.

Die Villen auf Usedom haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Berliner Schickeria war damals ganz versessen auf die Ostsee. Wer damals etwas auf sich hielt, kaufte hier ein Grundstück und baute sich und seinen Lieben einen schicken Sommersitz direkt an der Ostsee. Eine Villa wurde prachtvoller als die andere. Auch die Kriegsjahre und der Sozialismus sind nicht spurlos an den prächtigen Bauten vorbeigegangen.

Nach der Wende wurden viele Villen an die ursprünglichen Eigentümer rückübertragen und saniert. Insbesondere kurz nach der Wende konnte die typische Bäderarchitektur nicht immer erhalten bleiben. Zum Glück griffen rechtzeitig die Denkmalpfleger ein, um den einzigartigen Bestand auf Usedom zu sichern.

Wir laden Sie ein einen kleinen Rundgang durch Heringsdorf und Ahlbeck zu unternehmen. Geschichte ist hier fühlbar und die Villen erstrahlen heute in neuem Glanz.

Villa Oppenheim

Die Villa Oppenheim steht in der Delbrückstraße 11 und wurde 1883 als Sommervilla für die Familie des Bankiers Benoît Oppenheim sen. erbaut. Dieses weiße neoklassizistische Gebäude mit vier korinthischen Säulen ist ein hervorragendes Beispiel für die Bäderarchitektur, die in Heringsdorf so weit verbreitet ist.

Benoît Oppenheim war nicht nur Bankier, sondern auch ein bekannter Kunstsammler, der eine beeindruckende Sammlung mittelalterlicher und spätmittelalterlicher Kunst aus Deutschland, Flandern und Frankreich besaß. Seine Kunstsammlung war so umfangreich und bedeutend, dass sie heute den Grundstock der Sammlung von Justizrat Gerhard Bollert im bayerischen Nationalmuseum bildet.

Die Villa Oppenheim war nicht nur das Zuhause von Benoît Oppenheim und seiner Familie, sondern auch ein beliebtes Motiv für den Künstler Lyonel Feininger. Zwischen 1908 und 1912 verwendete Feininger die Villa Oppenheim oft als Motiv für seine Aquarelle und Holzschnitte. Seine Kunstwerke trugen dazu bei, die Schönheit und Einzigartigkeit der Villa Oppenheim einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen.

Die Geschichte der Villa Oppenheim spiegelt die wechselvolle deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts auf Usedom wieder. Während des Dritten Reiches wurde die Villa enteignet und von der NSDAP als Ortszentrale genutzt. Später wurde sie zum Kuranlage für Offiziere der Roten Armee und dann Teil des Erholungsheims Heinrich Mankiewicz, das das Ministerium für Staatssicherheit einrichtete.

Nach der Wende wurde die Villa Oppenheim an die Erben der ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. Die Nachkommen von Benoît Oppenheim, die heute in Kanada leben, verkauften die Villa im Jahr 1994. Seitdem wird die Villa Oppenheim als Feriendomizil genutzt, aufgeteilt in einzelne Ferienwohnungen.

Die Villa Oppenheim wurde unter der Leitung des Architekturbüros Pott sorgfältig restauriert. Der heutige Eigentümer, Lars Dittrich, hat viel Zeit und Mühe investiert, um die Villa Oppenheim in ihren ursprünglichen Glanz zurückzuversetzen. Heute steht die Villa als ein glänzendes Beispiel der Bäderarchitektur und als Zeugnis der Geschichte Heringsdorfs.

Villa Staudt

In dieser Villa in Heringsdorf auf Usedom trafen sich früher Kaiser Wilhelm II. und Frau Konsul Elisabeth Staudt zum Tee.

Die Villa Staudt in der Delbrückstraße 6 im Seebad Heringsdorf im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist ein Baudenkmal der Bäderarchitektur.

Die Villa wurde 1873 errichtet. Nach 1880 wurde sie von dem Berliner Großkaufmann Wilhelm Staudt gekauft, der sein Vermögen im Südamerikahandel erworben hatte. Die Familie Staudt gab dem Haus den Namen Miramar. Konsul Wilhelm Staudt starb 1906, seine Witwe Elisabeth Staudt erbte das Unternehmen und führte es selbständig weiter. Elisabeth Staudt wurde bei der Hochzeit ihrer Tochter Auguste-Viktoria und dem Rittmeister Wilhelm von Kummer mit Kaiser Wilhelm II. bekannt gemacht, der Taufpate des Bräutigams war. Zwischen 1909 und 1912 kam Wilhelm II. jährlich im Rahmen seiner Nordlandreise zu einer Flotteninspektion nach Swinemünde. Dabei kam er jedes Mal nach Heringsdorf, wo Elisabeth Staudt ihn in ihrer Villa zum Tee empfing.

1938 kaufte Theodor Morell, der Leibarzt Adolf Hitlers, die Villa und richtete ein privates Sanatorium ein. Ende 1943 beschlagnahmte die Wehrmacht das Haus, um es als Außenstelle des Swinemünder Lazaretts zu nutzen.

In der DDR diente die Villa der Interflug als Betriebserholungsheim mit dem Namen „Wilhelm Pieck I“. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die Villa Staudt saniert und beherbergt heute elf Ferienwohnungen.

Im Garten befindet sich seit 2003 ein von Georg Ferdinand Howaldt nach einem Entwurf von Heinrich Pohlmann geschaffenes Denkmal für Kaiser Wilhelm I. Dieses war in Helmstedtbei Aufräumarbeiten aufgefunden worden. Die Gemeinde Heringsdorf sprach sich gegen eine Aufstellung auf Gemeindeland aus.

Villa Seeblick

Weit zurückgesetzt von der Strandpromenade steht die Villa Seeblick, die nach palladianischem Vorbild im Jahre 1878 vermutlich von dem Architekten und Nachbarn Hermann von der Hude geplant wurde. Das Grundstück zeichnet sich durch seinen großen Park aus. Eine Freitreppe führt zum auf einem hohen Feldsteinsockel errichteten. Der eingeschossigen Putzbau mit übergiebeltem Portikus (von Säulen gestützter Vorbau eines Gebäudes).

Die heute verglaste Halle des Säulenportikus war ursprünglich offen, und auch die große Terrasse ist ein in späterer Zeit angefügter Bauteil. Als Villa Seeblick befand sich die Sommervilla viele Jahre im Besitz des Berliner Kaufmanns Hermann Lampson. Die Familie verbrachte nachweislich schon seit 1873 bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts als Sommergäste die Ferien in Heringsdorf. Seine Tochter Else Klara Auguste wurde 1874 in Heringsdorf geboren. Lampson erwarb das Grundstück 1875 von der Aktiengesellschaft Heringsdorf. In einem Prospekt 1934 warben Rosa und Lili Lampson: “Erholungsheim ,Seeblick Schönste Lage. Großer Park. (Dauergäste.)”

Im Jahre 1876 erbaute sich die Berliner Familie Lampson die kleine Villa Seeblick. Das kleine Gebäude und der umgebende große Park ist heute eine Seltenheit und begeistert viele Spaziergänger.

Die unter Denkmalschutz stehende Villa Seeblick im Ostseebad Heringsdorf auf Usedom wurde im Jahr 1876 als Logierhaus erbaut. Die Villa und das Grundstück mit dem weitläufigen Garten waren immer ein Blickfang für die auf der Strandpromenade flanierenden Gäste des Seebades Heringsdorf. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es die ersten Feriengäste in der Villa. In den Nachkriegsjahren wurde zunächst ein Sowjetisches Sanatorium eingerichtet, das anschließend bis zur Wiedervereinigung als Kindersanatorium genutzt wurde.

Das Gebäude umfasst 3 Etagen mit insgesamt etwa 450 m2 Wohn- und Nutzfläche. Sowohl für den Bauherrn als auch für den Architekten galt es, dieses kulturelle Erbe in angemessener Form zu sanieren und zu restaurieren. Viele Ereignisse haben die Altbauerneuerung über 14 Jahre verhindert. Der vom Alteigentümer gestellte Rückübertragungsantrag im Jahr 1990 führte erst 1998 zum Erfolg. 2004 begann die Sanierung.

Villa Oechsler

Die 1883 erbaute ockerfarbene, klassizistische Villa Oechsler in Heringsdorf steht auf einer kleiner Anhöhe. In ihrem Dreiecksgiebel befindet sich ein Glasmosaik zur Seeseite. Sie gilt als eines der kunsthistorisch bedeutendsten Bauwerke Heringsdorfs und steht selbstverständlich unter Denkmalschutz.

Die Villa wurde 1883 im Zentrum Heringsdorfs an der heutigen Delbrückstraße im Stil des Spätklassizismus erbaut. Damaliger Bauherr war der Kommerzienrat Hermann Berthold, Gründer der Berthold Messing AG in Berlin. Das Mosaikbild im Giebel, die Badende Grazien, ist ein Werk des Italieners Antonio Salviati. 1905 kaufte der Berliner Bankier Hans von Bleichröder, Sohn des Bismarckschen Bankiers Gerson von Bleichröder, die Villa. Gerson von Bleichröder war 1872 in Preußen geadelt worden und galt seither zu den reichsten Männern der Welt. 1919 ging die Villa in den Besitz des Berliner Bankiers Hermann Kaphan über, der sie bereits drei Jahre später an Elise Oechsler verkaufte. Sie war die Ehefrau von Otto Oechsler, einem Fabrikanten aus Nürnberg. Ab 1941 gehörte die Villa dem Fotografenmeister Erwin Bock aus Anklam. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Villa Sitz der Kommandantur der sowjetischen Besatzungsstreitkräfte.

Zu DDR-Zeiten hatten die Heringsdorfer Gemeindebibliothek in dem Gebäude ihren Sitz. Nach der Wende gehörte das Gebäude für drei Jahre einem Eigentümer aus Berlin und kurz einer Wohnungs- und Grundstücksgesellschaft aus Mallentin. 1997 kaufte Hermann Hornung, Kaufmann aus Neumünster, die Villa und ließ sie von September 1997 bis März 1999 sanieren. Dabei wurde ein früherer weißer Anstrich durch den ursprünglichen Anstrich in preußischem Gelb ersetzt. Die als sehr gelungen bewertete Sanierung wurde 1999 mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet. Die Villa Oechsler wird heute als Modegeschäft genutzt.

Villa Irmgard

Das Gebäude der Bäderarchitektur wurde 1906 an der heutigen Maxim-Gorki-Straße, die parallel zur Strandpromenade verläuft, errichtet. Gebaut wurde die zweigeschossige Villa auf einer kleinen Anhöhe als Gästehaus im Stil des Neoklassizismus.

Der prominenteste Gast der Villa Irmgard war sicher Maxim Gorki, der 1922 mit seinem Sohn Maxim und seiner Schwiegertochter Alexejewa Peschkowa aus Berlin nach Usedom reiste, um sich von seiner erneut ausgebrochenen Tuberkuloseerkrankung zu erholen. Zu dieser Zeit gehörte die Villa einem Rechtsanwalt.

1948 wurde die Villa Irmgard als Gedenkstätte für Maxim Gorki eingerichtet und trug anschließend zeitweilig den Namen „Maxim-Gorki-Museum“. Zu sehen sind seine Wohn- und Arbeitsräume, die im Stil der Zeit seines Aufenthalts ausgestattet sind und teilweise noch die ursprüngliche Moblierung beeinhalten. Die ständige Ausstellung erinnert an weitere prominente Gäste in der Villa und in Heringsdorf. Das Museum gibt heute einen Überblick über die Geschichte des Ortes.

Wir freuen uns sehr, dass Sie neugierig auf Usedom sind.

Herzliche Grüße

Kristin & Daniel Wolter
Insel Insider @ Panoramahaus Usedom

Über den Insel Insider Usedom

Der Insel Insider gibt ihnen Tipps für ihren Ferienhausurlaub auf Usedom. Viele dieser Orten besuchen wir selbst gern, wenn wir Zeit auf Usedom verbringen. Wir zeigen ihnen die schönsten Orte der Ostseeinsel und stellen ihnen Tipps vor, die ihren Urlaub auf Usedom noch schöner machen werden.

Der Insel Insider bietet Ihnen wertvolle Einblicke und Geheimtipps für Ihren unvergesslichen Urlaub auf Usedom. Wir teilen gerne unsere persönlichen Entdeckungen, da wir selbst jede freie Minute nutzen, um die malerischen Ecken und die atemberaubende Natur der Ostseeinsel Usedom zu erkunden. Lassen Sie sich von uns zu den verborgenen Schätzen Usedoms führen, wo Sie die einzigartige Schönheit und Ruhe der Insel erleben können.

Unsere Tipps umfassen die schönsten Orte Usedoms, von versteckten Stränden bis hin zu malerischen Dörfern, und bieten Ihnen die Möglichkeit, die Insel aus der Perspektive eines Einheimischen zu entdecken. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Aufenthalt auf Usedom mit Aktivitäten und Erlebnissen bereichern können, die Ihren Urlaub noch spezieller machen.

Über das Panoramahaus Usedom

Das Panoramahaus Usedom ist ein modernes Ferienhaus auf Usedom, ein Zufluchtsort für Designliebhaber, die Erholung vom städtischen Trubel suchen. Sie finden in unserem Ferienhaus auf Usedom eine gekonnte Mischung aus Architektur, moderner Kunst und Designmöbeln, eingebettet in die schönste Naturlandschaft Usedoms.

Das Panoramahaus Usedom, ein Highlight unter den Ferienhäusern auf Usedom, bietet Ihnen eine Oase der Ruhe fernab des Alltags. Dieses moderne Ferienhaus vereint einzigartiges Design mit komfortabler Wohnkultur. Genießen Sie die Ruhe und Schönheit Usedoms in einem Ferienhaus, das speziell für Liebhaber von Design und Erholung konzipiert wurde.

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Restaurants Heringsdorf - Von Sterneküche bis zu regionalen Delikatessen

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