Usedom’s Geschichte - Die dunkle Vergangenheit der Sonneninsel

Usedom, Deutschlands zweitgrößte Insel, ist bekannt für ihre hohe Anzahl an Sonnenstunden und den 42 Kilometer langen Sandstrand, der teilweise bis zu 100 Meter breit ist. Die Insel erlebte durch die 1876 eröffnete Bahnstrecke von Berlin nach Swinemünde einen erheblichen Aufschwung und wurde liebevoll als "Badewanne der Berliner" bezeichnet. Usedom, ist bekannt für ihre hohe Anzahl an Sonnenstunden und den 42 Kilometer langen Sandstrand, der teilweise bis zu 100 Meter breit ist.

Die Insel Usedom im Dritten Reich

Die Insel Usedom erlebte durch die 1876 eröffnete Bahnstrecke von Berlin nach Swinemünde einen erheblichen Aufschwung und wurde liebevoll als "Badewanne der Berliner" bezeichnet.

Doch ab 1933 zogen dunkle Wolken über der Sonneninsel auf. Wilhelm Karpenstein, der Gauleiter Pommerns, erklärte Bansin bereits im Jahr der Machtübergabe an Hitler zum "ersten judenfreien deutschen Bad". Ab 1938 kam Usedoms Badewesen jedoch fast zum Erliegen: Das Sperrgebiet um die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde wurde in besagtem Jahr bis nach Zinnowitz erweitert: Meeres- und Sonnenbaden war in dem genannten Bereich fortan verboten.

Heeresversuchsanstalt Peenemünde

Ein wichtiger Aspekt der Geschichte von Usedom im Dritten Reich ist die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. Dort befand sich an der Nordspitze der Insel jene Raketentechnologie, die als "Vergeltungswaffe" Angst und Schrecken verbreiten sollte. Die Anstalt wurde in den späten 1930er Jahren erbaut und war das Zentrum der deutschen Raketenentwicklung während des Zweiten Weltkriegs. Hier wurden die V2-Raketen entwickelt und getestet, die später von den Nazis gegen London und andere Städte eingesetzt wurden.

Unter dem Kommando von Walter Dornberger, dem damaligen Chef der Raketenabteilung im Heereswaffenamt, und dem Technischen Leiter Wernher von Braun, begann in diesem militärischen Sperrgebiet im Norden Usedoms die Arbeit an einem revolutionären Projekt: der ersten Großrakete, die den Namen "Aggregat 4" (A4) trug. Später, im Kontext der NS-Propaganda, wurde sie als "Vergeltungswaffe V2" bekannt.

Das bemerkenswerteste Ereignis in der Geschichte der HVP war zweifellos der erste erfolgreiche Flug der A4-Rakete am 3. Oktober 1942. Dieser Meilenstein markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Raumfahrt, da die Rakete als das erste von Menschen geschaffene Objekt gilt, das in den Grenzbereich zum Weltraum eindrang. Daher wird Peenemünde oft als die "Wiege der Raumfahrt" bezeichnet.

Die Heeresversuchsstelle Peenemünde, auch als "Werk Ost" bekannt, erweiterte ab 1938 ihre Anlagen in Peenemünde-West, bekannt als "Werk West" und später als Versuchsstelle der Luftwaffe Karlshagen. Anfang 1942 wurde die HVP in Heeresanstalt Peenemünde (HAP) umbenannt und 1943 zur weiteren Tarnung in Heimat-Artillerie-Park 11 Karlshagen (HAP 11) umbenannt.

Im Juli 1944 wurde das Entwicklungswerk in die Elektromechanische Werke GmbH Karlshagen (EMW) umgewandelt, die unter der Leitung von Generaldirektor Paul Storch stand, einem Vorstandsmitglied der Siemens & Halske AG. Wernher von Braun blieb weiterhin der technische Direktor. Die EMW war ein getarnter Betrieb des Reiches, der am 1. August 1944 mit einem Stammkapital von 1.000.000 RM beim Amtsgericht Wolgast eingetragen wurde.

Die Rüstungsindustrie und die Zwangsarbeit

Neben der Raketenentwicklung war Peenemünde auch ein Ort der Zwangsarbeit. Tausende von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen waren Teil der Belegschaft, die an der Entwicklung der Raketen beteiligt waren. Viele von ihnen starben durch die harten Arbeitsbedingungen und die brutalen Behandlungen durch die Nazis. Dies ist ein Aspekt der Geschichte von Usedom im Dritten Reich, der oft übersehen wird.

Von der Raketenschmiede zum friedlichen Urlaubsparadies

Nach dem Krieg wurde das Gelände der Heeresversuchsanstalt von der Roten Armee und später von der Nationalen Volksarmee der DDR übernommen. Bis 1990 war der Ort Sperrgebiet und damit der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Erst nach der Wende wurde Peenemünde als historischer Ort anerkannt und zum Historisch-Technischen Museum umgewandelt. Heute ist Peenemünde ein Ort des Gedenkens und der Aufarbeitung der Geschichte. Besucher können die Überreste der Raketenanlagen besichtigen und mehr über die Rolle von Usedom im Dritten Reich erfahren.

Der Umgang mit der Vergangenheit

Die Aufarbeitung der Geschichte von Usedom im Dritten Reich ist ein komplexer Prozess. Der aufkommende Antisemitismus war ein dunkles Kapitel in der Geschichte Usedoms, und der Verlust der jüdischen Gemeinschaft der Insel war ein schmerzhafter Schlag für die vielfältige Kultur und das Sozialgefüge der Insel.

Die "Entjudung" der Bäder und der zunehmende Antisemitismus in den Badeorten waren nur ein Aspekt der Veränderungen auf der Insel während des Dritten Reiches. Der andere war die militärische Nutzung der Insel, insbesondere in Peenemünde.

Die Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel der Geschichte Usedoms ist eine schwierige, aber notwendige Aufgabe. Es ist wichtig, diese Geschichte zu erinnern und zu verstehen, um den Wert von Frieden und Menschlichkeit zu schätzen und um zu gewährleisten, dass solche Tragödien sich nicht wiederholen. Usedom ist heute ein Ort der Erholung und Schönheit, aber seine Vergangenheit lehrt uns, dass wir stets wachsam sein müssen, um die Rechte und Würde aller Menschen zu schützen.

Militärische Zwecke: Peenemünde und die Heeresversuchsanstalt

Im Jahr 1936 wählte die Wehrmacht Peenemünde als Standort für die Heeresversuchsanstalt (HVA), ein geheimes Forschungszentrum für Raketentechnologie. Die HVA war ein Hauptakteur in der Entwicklung der V1- und V2-Raketen, die als "Vergeltungswaffen" bekannt waren. Diese Raketen wurden in großem Umfang gegen Großbritannien und andere Ziele eingesetzt und verursachten erhebliche Zerstörungen und Todesfälle.

Die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde war ein großes Projekt, das Tausende von Arbeitern und Wissenschaftlern beschäftigte. Die Arbeitsbedingungen waren oft hart und gefährlich. Viele der Arbeiter waren Zwangsarbeiter oder KZ-Häftlinge, und hunderte von ihnen starben bei Unfällen und durch Krankheiten.

Zusätzlich zu Peenemünde gab es auf Usedom andere militärische Einrichtungen, wie das Testgelände in Zempin und auf der Schwesterinsel Wollin. Diese Einrichtungen trugen zur militärischen Macht des Dritten Reichs bei, aber sie führten auch dazu, dass Usedom während des Zweiten Weltkriegs Ziel von Luftangriffen wurde.

Die Heeresversuchsanstalt und die anderen militärischen Einrichtungen auf Usedom wurden nach dem Ende des Krieges von den Alliierten zerstört oder demontiert. Einige der Gebäude und Strukturen sind jedoch noch vorhanden und dienen als stumme Zeugen dieser düsteren Periode in der Geschichte der Insel.

Nachkriegszeit und heutiges Usedom

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Usedom zwischen Deutschland und Polen geteilt. Der größte Teil der Insel blieb bei Deutschland, während die Stadt Swinemünde und der östliche Teil der Insel an Polen gingen. Die ehemaligen Bewohner dieser Gebiete, die meisten von ihnen Deutsche, wurden vertrieben und durch Polen ersetzt.

Heute ist Usedom eine friedliche Insel, die für ihre wunderschönen Strände und Badeorte bekannt ist. Die dunkle Geschichte der Insel im Dritten Reich ist jedoch nicht vergessen. Es gibt mehrere Museen und Gedenkstätten auf der Insel, die an diese Zeit erinnern, wie das Historisch-Technische Museum in Peenemünde und das Dokumentationszentrum Karlshagen, das an die Zwangsarbeiter erinnert, die in den Rüstungsfabriken auf Usedom arbeiten mussten.

Die Geschichte von Usedom im Dritten Reich ist ein Beispiel dafür, wie ein Ort von den politischen und militärischen Entscheidungen eines Regimes geprägt werden kann. Trotz der dunklen Vergangenheit hat Usedom es geschafft, sich zu erholen und sich in ein beliebtes Urlaubsziel zu verwandeln. Die Zeugnisse der Vergangenheit dienen als wichtige Erinnerung an die Fehler der Geschichte und die Notwendigkeit, sie nicht zu wiederholen.

Die DDR-Zeit

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg markierte einen tiefgreifenden Wandel für die Insel Usedom. In der Sowjetischen Besatzungszone gelegen, wurde der westliche, größere Teil der Insel ein Teil der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Diese Epoche hinterließ eine deutliche Prägung auf der Insel, die sowohl als ein beliebter Urlaubsort für die Bürger der DDR diente, als auch als Schauplatz intensiver Grenzkontrollen und -sicherheiten, gegeben durch ihre Lage an der Grenze zu Polen.

Die Insel Usedom, mit ihrer reichen Geschichte und ihren idyllischen Landschaften, wurde zu einem Rückzugsort für viele DDR-Bürger. Die Strandbäder wurden wieder belebt und die Insel wurde zu einem beliebten Ziel für innerdeutsche Urlauber. Obwohl Reisen ins Ausland für die meisten DDR-Bürger schwierig waren, bot Usedom eine willkommene Abwechslung und einen Hauch von Urlaubsatmosphäre.

Trotz der idyllischen Urlaubsstimmung war die Nähe zu Polen stets präsent. Die Grenze zu Polen wurde streng überwacht und kontrolliert, was den Alltag der Bewohner und Urlauber beeinflusste. Die Grenze zu Polen war nicht nur eine physische Grenze, sondern symbolisierte auch die Teilung Europas während des Kalten Krieges.

In Peenemünde, dem ehemaligen Standort der Heeresversuchsanstalt, fand während der DDR-Zeit eine bedeutende industrielle Entwicklung statt. Das dort ansässige Kraftwerk spielte eine entscheidende Rolle in der Energieversorgung der DDR. Doch auch die militärische Geschichte des Ortes blieb von Bedeutung. Viele der in Peenemünde entwickelten technischen Errungenschaften beeinflussten die sowjetische Raketen- und Raumfahrttechnologie.

Nach dem Ende der DDR begann auf Usedom eine neue Ära. Die ehemaligen DDR-Bürger, die einst ihren Urlaub auf der Insel verbrachten, kehrten oft als Touristen zurück. Peenemünde, einst ein Ort von militärischer und industrieller Bedeutung, wurde zu einem Ort des Lernens und der Erinnerung. Heute ist es Heimat des Historisch-Technischen Museums, das die Geschichte der Raketenentwicklung und der Arbeit der Menschen, die dort gelebt und gearbeitet haben, dokumentiert.

Die DDR-Zeit auf Usedom ist ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Insel. Die Spuren dieser Zeit sind immer noch sichtbar und prägen das heutige Bild der Insel. Sie erinnern uns an eine Zeit des Wandels, der Herausforderungen, aber auch der Gemeinschaft und des Zusammenhalts.

Usedom nach der Wiedervereinigung

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde Usedom wieder Teil des wiedervereinigten Deutschland. Die Insel erlebte einen erheblichen Aufschwung im Tourismus, da sie nun wieder für Besucher aus ganz Deutschland und darüber hinaus leicht zugänglich war. Viele der Badeorte wurden restauriert und modernisiert, und die Insel hat heute eine blühende Tourismusindustrie.

Aber auch die Spuren der DDR-Zeit sind noch sichtbar. Einige der Gebäude und Einrichtungen aus dieser Zeit sind noch vorhanden, und in Peenemünde gibt es ein Museum, das die Geschichte der Raketenforschung und -entwicklung auf der Insel dokumentiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Usedom eine lange und vielfältige Geschichte hat, die von der Pracht der Badekultur des 19. Jahrhunderts über die dunkle Zeit des Dritten Reichs und die Umbrüche der DDR-Zeit bis hin zur heutigen Zeit als beliebtes Urlaubsziel reicht. Trotz der Veränderungen und Herausforderungen hat die Insel ihre einzigartige Identität bewahrt und bietet heute eine faszinierende Mischung aus Geschichte und Natur.

Für freuen uns über Ihr Interesse an der Geschichte von Usedom. Diese zeigt die spannende, wenn auch düstere Seite der Vergangenheit Usedoms, die nicht vergessen werden darf. Es ist ein Beispiel dafür, wie diese Insel nicht nur ein Ort der Entspannung und Schönheit, sondern auch ein Ort bedeutender historischer Entwicklungen war.

Kristin & Daniel Wolter
Insel Insider @ Panoramahaus Usedom

Über den Insel Insider Usedom

Der Insel Insider gibt ihnen Tipps für ihren Ferienhaus-Urlaub auf Usedom. Viele dieser Orten besuchen wir selbst gern, wenn wir Zeit auf Usedom verbringen. Wir zeigen ihnen die schönsten Orte der Ostseeinsel und stellen ihnen Dinge vor, die ihren Urlaub auf Usedom noch schöner machen werden.

Über das Panoramahaus Usedom

Das Panoramahaus Usedom ist ein Zufluchtsort für Designliebhaber, die Erholung vom städtischen Trubel suchen. Sie finden bei uns eine gekonnte Mischung aus Architektur, moderner Kunst und Designmöbeln, eingebettet in die schönste Naturlandschaft Usedoms.

Zurück
Zurück

Peter Huth über den Dreiklang der Kaiserbäder

Weiter
Weiter

Bootstouren auf dem Achterwasser - Paradies für Naturliebhaber…